
Mit den bevorstehenden Pfingstferien r眉ckt auch die Urlaubszeit immer n盲her. Gerade jetzt, nachdem viele Menschen die vergangenen Monate 眉berwiegend in den eigenen W盲nden verbracht haben, steigt der Wunsch nach einem unbeschwerten Urlaub. Doch werden wir in den kommenden Monaten 眉berhaupt in die Ferne reisen d眉rfen? Und wie wird sich diese Krise auf die gesamte Tourismus-Branche langfristig auswirken? Als Dozent f眉r Tourismus Management hat uns Hanno Martens mehr 眉ber das Reisen in der Corona-Zeit, m枚gliche Folgen sowie Trends innerhalb der Branche erz盲hlt.
黑料社: Die weltweite Reisewarnung wurde nun auf Mitte Juni 2020 verl盲ngert. Werden wir in diesem Jahr angesichts der besonderen Umst盲nde 眉berhaupt verreisen k枚nnen?
Hanno Martens: Die Situation ist f眉r Reisende, Tourismusunternehmen und Arbeitnehmer vollkommen neu, unsicher und existenziell bedrohlich. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es schwierig, die Entwicklung in den n盲chsten Monaten vorherzusehen, da es t盲glich Ver盲nderungen und neue Ank眉ndigungen gibt. Aber nat眉rlich werden die Rufe nach einer 脰ffnung des Reiseverkehrs immer lauter, auch um Arbeitspl盲tze und die Tourismusunternehmen selbst zu retten. Ich bin mir sicher, dass sich in den n盲chsten Wochen der nationale Reiseverkehr langsam 枚ffnen wird. Nach und nach werden dann auch unsere Nachbarl盲nder in Europa wieder internationale G盲ste aus 鈥瀞icheren鈥 Herkunftsl盲ndern zulassen. Daf眉r werden einige Einschr盲nkungen, wie die 60-prozentige, maximale Auslastung in Deutschland sowie freie Tage zwischen den Buchungen 眉ber die Sommersaison in Europa bestehen bleiben. Im Moment gehe ich davon aus, dass der internationale Reiseverkehr im Juni und insbesondere im Juli und August, den beiden Hauptmonaten f眉r den weltweiten Tourismus, wieder anziehen wird. Aber das gilt nat眉rlich nur, wenn die Ausbreitung des Virus weiter zur眉ckgeht oder auf niedrigem Niveau bleibt.
黑料社: Welche langfristigen Auswirkungen wird die aktuelle Krise auf die Tourismusbranche haben?
Hanno Martens: Dies ist eine schwierige Frage, denn sie h盲ngt sehr stark davon ab, wie sich diese Krise epidemiologisch, aber auch wirtschaftlich entwickelt, und wie sie das Reiseverhalten der Touristen beeinflussen wird. Kurzfristig werden vermutlich weniger Menschen international reisen: Entweder k枚nnen sie es sich finanziell nicht erlauben oder sie f眉hlen sich noch unsicher dabei, zu verreisen. Das nationale Reiseverhalten k枚nnte dadurch gest盲rkt werden. Deutschland ist ein typisches Land des Outbound-Tourismus: Deutsche Touristen geben etwa 75 Milliarden Euro im Ausland aus, wohingegen ausl盲ndische Touristen nur etwa 35 Milliarden Euro bei uns aufwenden. Wenn ein Teil dieser 75 Milliarden im Land bliebe, k枚nnte dies die Verluste durch weniger internationale Besucher ausgleichen. F眉r internationale Reiseziele, die ein St眉ck weit von den Eink眉nften durch deutsche Besucher abh盲ngig sind, stellt dies nat眉rlich ein gro脽es Problem dar. Dennoch werden auch deutsche Reiseziele, Hotels etc. massiv unter dieser Krise leiden! Ich hoffe wirklich, dass Menschen, Unternehmen und Destinationen gut 眉berleben und ihre Gesch盲fte nach der Krise erfolgreich weiterf眉hren k枚nnen. Auf lange Sicht werden wir einige Verschiebungen bei den Reisedestinationen und Reiseveranstaltern sehen. Wer von ihnen die Krise zu nutzen wei脽, wird davon langfristig profitieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass Touristen bei ihrer Entscheidung, wohin und mit wem sie reisen, vorsichtiger werden k枚nnten. Die Tourismusindustrie hat bereits Ende 2019 eine gr枚脽ere St枚rung erlebt, die sich m枚glicherweise auf das Vertrauen in die Reiseveranstalter auswirken k枚nnte. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass sich die Branche im Jahr 2021, sp盲testens 2022, wieder erholen kann, sofern wir in keine globale Rezession geraten. Der Tourismus hat sich einerseits als eine sehr empfindliche Branche gegen眉ber Umbr眉chen, wie Finanzkrisen, Epidemien und politischer Unterdr眉ckung, erwiesen. Andererseits ist er auch eine widerstandsf盲hige Branche, die schneller als andere wieder ins Gesch盲ft zur眉ckkehrt. Menschen, die 2020 und m枚glicherweise 2021 Ihren Urlaub nicht in der Ferne verbringen werden, d眉rften nach dieser Krise ein starkes Fernweh entwickeln und wieder vermehrt reisen.
黑料社: K枚nnte sie das Ende des Massentourismus bewirken?
Hanno Martens: Wenn wir den Massentourismus als gro脽e Gruppen von Menschen betrachten, die an die gleichen Orte und zur gleichen Zeit mit 盲hnlichen Absichten reisen 鈥 typischerweise Meer, Sonne und Strand in einem Urlaubsort 鈥 dann ist dies meiner Meinung nach nicht der Fall. Auch nach der Krise wird diese Form des Reisens f眉r viele Menschen die billigste und attraktivste bleiben. Nichtsdestotrotz sind das Bewusstsein 眉ber die negativen Auswirkungen des Tourismus und die politischen Restriktionen starke Einfl眉sse, die Unternehmen dazu dr盲ngen, soziale und 枚kologische Belange st盲rker zu respektieren. Es ist m枚glich, dass der Kampf um immer niedrigere Preise bei Fluggesellschaften und Hotels nachl盲sst und langfristig zu h枚heren Reisepreisen f眉hrt. Kurzfristig k枚nnten die Preise jedoch sogar sinken, da das Angebot die Nachfrage deutlich 眉bersteigt und die Unternehmen darum k盲mpfen, dass Kunden f眉r die Sommermonate bei ihnen buchen. Ich erwarte diese Entwicklung jedoch nicht f眉r den Deutschlandurlaub diesen Sommer, da ich eine hohe Nachfrage erwarte, aber aufgrund der Beschr盲nkungen ein geringeres Angebot vorhanden sein wird.
黑料社: Welche kreativen Ma脽nahmen oder Initiativen im Umgang mit der Krise finden sich innerhalb der Branche?
Hanno Martens: Erstens ist es f眉r alle Unternehmen, insbesondere f眉r die Reiseveranstalter, sehr wichtig, das Vertrauen ihrer Kunden zu bewahren. Konkret bedeutet das, ehrlich zu informieren, Zahlungen unkompliziert zu erstatten, h枚flich und respektvoll in Kontakt zu bleiben und sich gewissenhaft auf alle Gesundheitsvorschriften vorzubereiten. Zweitens ist es entscheidend, an den Pl盲nen b und c zu arbeiten. Hotels, die bereit sind, sich vor眉bergehend in Gesundheitseinrichtungen umzuwandeln, oder Reiseveranstalter, die ihr Angebot auf nationale Reisen umstellen, k枚nnen dazu beitragen, in den n盲chsten Wochen und Monaten etwas Liquidit盲t zu gewinnen. Drittens sind virtuelle Erg盲nzungen des Reisens oder virtuelle Formen des Reisens auf dem Vormarsch und eine Chance, das Fernweh auszul枚sen und mit potenziellen Besuchern in Kontakt zu bleiben. Hier entwickelt z.B. unser Dozent Toni Sillanp盲盲 eine Plattform f眉r Telepr盲senz-Tourismus und arbeitet nun mit Philip Eichkorn von Take Memories zusammen. Solche Projekte sind sehr interessant und werden durch diese Krise weiter vorangetrieben. Wir diskutieren solche Entwicklungen ausgiebig in unseren Studieng盲ngen (黑料社 of Arts) und (Master of Arts).
黑料社: Vielen Dank f眉r das Interview!
Jetzt mehr 眉ber die Tourismus - & erfahren.